Kunststoff vs. Amalgam
Zahnmediziner kritisieren, dass sie die Qualität von Zahnfüllungen nicht immer zweifelsfrei beurteilen könnten. So können Füllungen aus Kunststoff mehr als 35 Komposite-Bestandteile enthalten, aber selbst das Standardwerk für Informationen über Dentalprodukte der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), das Dental Vademecum, führt in seiner Auflage 2009/10 nicht sämtliche Inhaltsstoffe auf. Dabei besteht bei manchen Füllungen der Verdacht, dass sie Bakterienwachstum und –besiedelung fördern. Dieses Risiko, so die Zahnärzte, könnten sie aber nicht einschätzen, da es in Deutschland keinerlei verlässliche Daten gibt, in welchem Umfang welche Füllungen eingesetzt werden.
Auf der Webseite „zahnfilm.de“ kritisiert Carlheinz Swaczyna, Zahnarzt aus Krefeld: „Da die Zahnärzte, anders als bei Amalgam, weder in der Hochschule noch aus anderen Quellen die Zusammensetzung von Kompositen ( Kunststofffüllungen ) erfahren, ist sogar das Einverständnis der Patienten gegenüber diesen Füllungswerkstoffen juristisch fragwürdig, setzt doch eine wirksame Behandlungseinwilligung eine vollständige Aufklärung der Patienten voraus.“
Würden für Kunststoffe die gleichen Prüfmaßstäbe wie für Amalgam angelegt, sieht Swaczyna das Metall sogar im Vorteil: „Die Zusammensetzung von Dentalamalgamen ist vollständig zugänglich. So wirkt das Silber in Amalgam als bakteriostatisch wirksame Substanz der Entstehung von Sekundärkaries entgegen.“ Doch an vielen Hochschulen würden Amalgamfüllungen am Patienten gar nicht mehr gelehrt. Soll hiermit die Verwendung von Zahnamalgam neu propagiert werden ?
Vor dem Hintergrund des geplanten Amalgamverbots müssten laut der deutschen Zahnärzte verlässliche Zahlen über die Qualität und die Haltbarkeit sämtlicher Füllungsarten her. Andererseits drohten erhebliche volkswirtschaftliche Schäden, da sich in Vergleichsstudien Kunststofffüllungen als weniger haltbar als andere Materialien wie Keramik, Gold oder eben Amalgam erwiesen hätten.
Carlheinz Swaczyna kritisiert, dass für das Amalgam-Verbot ökologische Gründe herhalten müssen: „Einerseits soll zwar die Quecksilberbelastung in der EU reduziert werden, wobei das Amalgam weiterhin im Fokus bleibt, andererseits soll sich jetzt jedermann nur noch mit quecksilberträchtigen Energiesparlampen aufrüsten. Massive Zweifel an der Kompetenz der EU- Gremien drängen sich hier geradezu auf.“